resonanz & das unbewusste

 

Auch und gerade dank ihrer schnellen Wirkungsweise in Bezug auf die Ursachenforschung sind Anliegen-Aufstellungen gut geeignet bei vielfältigen Schwierigkeiten und Konflikten. Weil die Ursache für dauernde Beziehungskonflikte, negative Gefühlszustände, Über- oder Unterforderung, körperliche Probleme oder auch bei plötzlich und vehement auftretenden Symptomen oft im Unbewussten und dabei besonders im Bereich früher Traumatisierung liegt, ist sie nicht ohne weiteres zugänglich. Eine Anliegenaufstellung/Selbstbegegnung kann dann weiter helfen.

 

Resonanz ist ein empathischer Kommunikationsprozess

 

Die IoPT nutzt in einem Gruppenseminar bis zu drei Resonanzgeber für drei Elemente aus dem Anliegen des Klienten. Der Klient schreibt sein Anliegen auf ein White-board und entscheidet dann, mit welchen drei Elementen er arbeiten will. Diese schreibt er auf Post-its, heftet sie an Namensschilder und übergibt sie an die von ihm gewählten Resonanzgeber.

Nachdem der Klient seine Bereitschaft zur Arbeit signalisiert hat, ist dies das Zeichen für die Resonanzgeber, dass sie sich frei bewegen können oder auch nicht, je nachdem, was ihr Gefühl ihnen nun zu tun vorgibt. Der Klient wählt die Reihenfolge, in welcher er mit seinen Anteilen sprechen will. Er fragt nach den Gefühlen des Resonanzgebers, ob dieser eine Verbindung zu den anderen Anteilen fühlt, vielleicht fragt er nach dem Alter, usw.  

Möglicherweise reagiert der Klient auf das, was ein Resonanzgeber berichtet, und erinnert sich z.B. an ein traumatisches Ereignis aus seiner frühen Kindheit. Die Reaktion des Klienten kann eine Reaktion bei den Resonanzgebern hervorrufen. Vielleicht reagieren sie auf körperliche Weise, indem sie aufstehen oder sich hinlegen oder indem sie durch den Raum gehen oder indem sie sich verkrampfen oder sich entspannen usw.

Oft ist der Klient überrascht, dass die Resonanzgeber solch frühe Traumata fühlen und kommunizieren können. Sie selbst haben diese Ereignisse häufig verdrängt, bis zu dem Moment, in welchem die Resonanzgeber darauf hinweisen.

 

Als erfahrener Resonanzgeber betrachte ich Resonanz als eine Art Empathie.

 

Wenn ein Klient ein Anliegen formuliert, setzt er damit einen Kommunikationsprozess in Gang. Diese Kommunikation hat sichtbare und hörbare Aspekte, durch das, was der Klient schreibt und sagt. Noch wichtiger ist, dass es auch unsichtbare und unhörbare Aspekte gibt: Was fühlt der Klient? Ist er unruhig? Will er seine Gefühle verbergen? …

Auf diese unausgesprochenen Aspekte reagiert der Resonanzgeber. Er ist offen für die Kommunikation des Klienten und folgt seinem Gefühl, ohne es verstehen zu müssen. Er lässt zu, dass ihn die Informationen des Klienten erreichen, und beantwortet dessen Fragen so präzise wie möglich, ohne eigene Kommentare hinzuzufügen.

Wenn der Klient mit einem Resonanzgeber spricht, kann es sein, dass dessen Bericht eine Wirkung auf die anderen beiden Resonanzgeber hat. Es kann auch sein, dass die anderen Resonanzgeber davon unberührt bleiben. Für gewöhnlich fragt der Klient bei den Resonanzgebern nach, ob sie eine Reaktion auf das Gesagte verspüren.

Resonanzgeber fühlen vielleicht eine Verbindung zum Klienten oder zu den anderen Resonanzgebern, oder auch nicht. Wie die Verbindung auch immer ist, ist dies eine wichtige Information für den Klienten. 

Ob die Dinge, die Resonanzgeber berichten, historisch absolut korrekt sind, ist nicht wichtig. Die Resonanzgeber schauen nicht objektiv in die Vergangenheit. Sie verbinden sich mit den Gefühlen und mit der Psyche des Klienten, wie sie gegenwärtig ist. Wie wir aus Zeugenaussagen unter Eid bei Strafprozessen wissen, sind menschliche Erinnerungen an Ereignisse nicht historisch korrekt. Dies trifft besonders auf traumatische Situationen zu.

 

Traumata, die vor der Entwicklung des Großhirns stattgefunden haben, sind der bewussten Erinnerung nicht zugänglich, obwohl die Informationen im Körper gespeichert sind.

 

Manchmal zeigen die Resonanzgeber Gefühle, aber der Klient kann diese Gefühle nicht fühlen. Er sagt vielleicht, dass er die Resonanzgeber verstehen kann und dass das, was sie sagen, zutrifft. Dennoch kann er das Konzept der Gefühle bestätigen, allerdings ohne sich zu erlauben, wirklich zu fühlen. Dies ist schon ein Schritt in Richtung Heilung. Möglicherweise kommen die Gefühle später, wenn der Klient allein ist oder auch in einer späteren Selbstbegegnung.

Es kommt vor, dass ein Resonanzgeber bemerkt, dass es eine Überschneidung seiner Traumabiografie mit der des Klienten gibt. Diese Erkenntnis ist für den Resonanzgeber wichtig, aber weil sie ist nicht Teil der Selbstbegegnung des Klienten ist, soll sie an dieser Stelle nicht geäußert werden.

Sobald der Klient den Weg der empathischen Kommunikation eröffnet hat, können alle Teilnehmer dies fühlen - nicht nur die Resonanzgeber. Der Begleiter muss während des Prozesses ruhig bleiben. Die Beobachter können eine emotionale Reaktion auf den Klienten und das Geschehen erleben. Wenn der Klient, ein Resonanzgeber oder ein Beobachter ein Nachgespräch benötigt, kann er sich an den Begleiter wenden.